Naturgemäß wird man als Vater oder Mutter direkt nach der Geburt des Nachwuchses mit Dingen konfrontiert, mit denen man sich vor den Kindern nicht beschäftigt hat, bzw. sich darüber keine Gedanken gemacht hatte. Warum sollte man das auch tun? Aber über die meisten Sachen wie Stillen, Wickeln bis zu Schlafliedern und viele viele andere Dinge hat man zumindest schon mal gehört, gelesen oder sie sind sonst irgendwo mal Gesprächsthema.
Es gibt allerdings auch Dinge, die man als kinderloser Mensch noch nie im Leben gehört hatte und daher zunächst staunend „Was soll das denn sein?“ ausruft, wenn man dann das erst mal damit konfrontiert wird. So wird es den meisten wohl beim Thema „Pucken“ gehen. Als ich das das erste Mal von der Hebamme gehört habe, konnte ich diesen Begriff überhaupt nicht einordnen. Aber der Reihe nach: Was ist eigentlich dieses Pucken?
Pucken in der Theorie
Das Pucken von Babys ist alles andere als eine neumodische Erfindung (im Gegensatz zu den vielen elektrischen Helfern im Babyalltag). Es handelt sich dabei um eine Technik des Einwickelns des Babys. Das Kind wird z.B. mit einem dünnen Tuch oder mit einem eigens dafür vorgesehenen Pucksack fest eingewickelt, so dass vor allem die Arme fest fixiert sind. Das sieht aus wie eine Art Kokon. Hintergrund ist der Gedanke, dass Neugeborene im Mutterleib sehr an Enge und Einschränkung der Bewegungsfreiheit gewöhnt waren und man mit dem Pucken diesen Zustand sozusagen wiederherstellt. Vor allem geht es auch um ruckartige Bewegungen der Arme, die bei manchen Kindern im Schlaf sehr stark ausgeprägt sein können. Das Kind würde sich durch dieses Zucken aufwecken oder finden gar nicht erst in den Schlaf. Beim gepuckten Kind wird dieser Reflex unterdrückt, so dass es besser schlafen bzw. einschlafen kann.
Ist was dran oder nicht? Pucken in der Praxis
Tatsächlich kann man bei vielen Babys beobachten, dass sie im gepuckten Zustand ruhiger werden, besser einschlafen und seltener aufwachen in der Nacht. Man könnte also meinen, dass es eine sehr empfehlenswerte Sache ist, die man unbedningt machen sollte. Nun ja, theoretisch schon, aber wie so häufig beim Thema Kind und Kindserziehung gibt es unzählige Meinungen und man ist als Eltern hin- und hergerissen zwischen vielen Standpunkten und eben auch den Kritikern, die anführen, dass Überhitzung, Hüftschäden und andere alles andere als schöne Dinge beim Pucken einhergehen. Hinzukommt (und auch das ist nicht ungewöhnlich), dass sich die „offizielle“ Meinung, also die der Wissenschaft, Ärzte, etc. gefühlt auch alle 2 Jahre ändert und man blöd dasteht, wenn man mal wieder etwas macht, „was man laut neusten Studien auf keinen Fall machen soll“.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen und nur dafür werben sich nicht zu sehr verrückt zu machen. Bei mir bzw. meinen Kindern ging es fantastisch mit dem Pucken. Beide haben es sehr gut angenommen und die anfänglichen Schlafprobleme konnten wir so sehr gut in den Griff bekommen. Die Kinder haben sich in ihrem Pucksack wohl gefühlt und das hat man deutlich gesehen. Allerdings gibt es durchaus Kinder, bei denen das Gegenteil der Fall ist. Sie kommen nicht zurecht mit der Enge und das Pucken erleben sie eher als Qual. Das merkt man schnell sehr deutlich und dann darf man es auch nicht übers Knie brechen.
Schließlich gibt es auch noch die berühmten „Schreikinder“. Hier würde ich das Pucken auf jeden Fall ausprobieren. Aber es ist auch keine Wunderwaffe. Man sollte nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt. Und immer daran denken: Es ist nur eine Phase.. 😉
Azoreg, Wikipedia, CC BY-SA 3.0